Internationaler Markt

Die globalen Rohölpreise schmelzen weiter ab. Am heutigen Morgen kostet ein Barrel Brent-Rohöl nur noch etwas über 85 Dollar. Vor zwei Wochen waren es über 97 Dollar je Barrel.

Der Ölmarkt setzt also darauf, dass sich der Krieg zwischen Israel und der Hamas regional nicht weiter ausbreiten wird. Israel, Libanon und Syrien sind für die globale Ölversorgung ohne Bedeutung. Aber das gilt schon nicht mehr für den Irak oder den Iran. Teheran konnte seine Exporte trotz der amerikanischen Sanktionen in den letzten Monaten stark ausweiten und macht vor allem den saudischen und russischen Angeboten Konkurrenz. Angesichts der Proteste im eigenen Land sind die Kleriker-Eliten vermutlich nicht daran interessiert, diesen Aufschwung zu gefährden.

Insgesamt zeigt sich das Ölkartell OPEC bisher passiv. Beim Jom-Kippur-Krieg vor 50 Jahren demonstrierte die OPEC ihre Macht und verhängte gegen einzelne Staaten Lieferstopps. In Deutschland gab es die ersten autofreien Sonntage. Doch die politische Lage hat sich seither stark verändert. Immer mehr Ölstaaten normalisieren ihre Beziehungen zu Israel. Sogar ein Friedensvertrag zwischen Saudi-Arabien und Israel lag bis vor wenigen Tagen in der Luft. In der Golfregion verbringen zahlreiche Israeli ihren Urlaub, was bis vor wenigen Jahren noch undenkbar schien.

Neue Daten zu den Ölvorräten in den USA beruhigen die Lage zusätzlich. Die offiziellen Daten des Energieministeriums werden erst heute Nachmittag veröffentlicht. Der Branchenverband API meldete aber schon gestern einen überraschend starken Aufbau der Rohölbestände in den USA von 12,9 Mio. Barrel. Gegen den Trend fielen die Bestände im Zentrallager Cushing, was aber den Abwärtsdruck auf die Preise nicht abmildern konnte. Im Rückblick wird deutlich, dass der Hype der letzten Wochen um die geringen Lagermengen in Cushing lediglich spekulativen Zwecken diente.

Wie immer zur Monatsmitte erscheinen jetzt die Monatsberichte der einflussreichen Marktbeobachter. Die Energiebehörde der USA (EIA) machte gestern den Anfang. Sie meldete für August und September neue Rekordwerte bei der amerikanischen Ölförderung. Gleichzeitig soll die Nachfrage niedriger ausfallen als bisher erwartet. Die Lage ist also entspannter als noch vor wenigen Monaten. Heute folgt der Monatsbericht der Internationalen Energiebehörde (IEA).

Zum Handelsstart kostet Brent-Rohöl mit 85,67 US-Dollar je Barrel deutlich weniger als gestern. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 83,23 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 891,25 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9402 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0634 Dollar.

Nationaler Markt

Der Preisrutsch im internationalen Rohölmarkt wirkt sich bisher nicht auf die deutschen Heizölpreise aus. Ähnlich wie gestern zeigt die Heizölpreis-Tendenz am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von etwas über 111 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das liegt nur vier Prozent unter dem Jahreshoch von Ende September. Rohöl verlor dagegen fast 15 Prozent seines Wertes.

Die steigenden Frachtraten auf dem Rhein können das nur zum Teil erklären. Die Pegelstände nähern sich dort allmählich kritischen Werten. Noch wichtiger scheint jedoch die Kauflawine zu sein, die den deutschen Heizölmarkt seit der letzten Woche auf Hochtouren bringt. Erst waren es die sinkenden Preise, jetzt die Preissorgen angesichts der Lage in Nahost, die zur hohen Zahl von Bestellungen führen. Hinzu kommen die sinkenden Temperaturen, die erstmals seit dem Sommer den Tankstand in Erinnerung rufen.

Trotzdem bleibt das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, auf der mittleren Stufe. Es gibt also noch keine Kaufpanik. Allerdings auch wenig Optimismus. Die tägliche Lesereinschätzung zeigt mit 59% einen weit unterdurchschnittlichen Anteil von Preisoptimisten.

Trotz der etwas entspannteren Lage im internationalen Rohölmarkt sind die Risiken nicht verschwunden. Noch immer schrumpfen die globalen Lagerbestände. Niedrige Wasserstände auf dem Rhein und die Kriege in der Ukraine und in Israel stellen zusätzliche Faktoren dar, die jederzeit zu neuen Jahreshöchstpreisen im deutschen Heizölmarkt führen können. Wer demnächst nachbestellen muss, sollte die Preistrends also nicht aus den Augen verlieren.

In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise und der demnächst wieder steigenden CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.

Quelle: esyoil