Internationaler Markt

Die globalen Rohölpreise halten sich aktuell nur mit Mühe knapp über 80 Dollar je Barrel. Das ist der niedrigste Stand seit Juli. Gestern ging es erneut steil bergab.

Die Ölhändler haben seit einigen Wochen eine neue Obsession: Die Ölnachfrage. Seit Oktober steht die Sorge im Raum, dass die schwache Weltwirtschaft den Ölbedarf einbrechen lässt und die Preise wieder Richtung 70 Dollar senkt. Wie immer bei einem Tunnelblick, werden alle anderen Preisrisiken ausgeblendet. Der Israel-Hamas-Krieg gilt nach wie vor als regional begrenzter Konflikt ohne Folgen für die Ölversorgung.

Zur Erinnerung: Im Frühjahr hatten steigende Zinsen und die Chinakrise die Ölpreise Richtung 70 Dollar je Barrel gedrückt. Dann ließen die zusätzlichen Förderkürzungen in Saudi-Arabien Brentöl im Sommer bis auf fast 100 Dollar je Barrel klettern.

Jetzt geht es also um die Nachfrage, vor allem in China und in den USA. Die Lage in Fernost bleibt unklar. Anders als im Westen ist dort Deflation und nicht Inflation ein Thema. Heute wurden erneut fallende Preise gemeldet. Gestern hingegen erhöhte der Internationale Währungsfonds seine Wachstumsprognose für die chinesische Wirtschaft auf 5,4 Prozent. Auch der Ölmarkt sendet widersprüchliche Signale: Der Verbrauch im Verkehr scheint zu wachsen, die Ölimporte steigen, aber die Raffinerien melden volle Lager.

Ähnlich unklar ist die Lage in den USA. Die Wirtschaft brummt, aber der Benzinverbrauch liegt unter den Erwartungen. Die Lagerbestände sind ungewöhnlich niedrig. Andererseits verlieren diese Daten an Aussagekraft, da die USA sich weitgehend selbst versorgen können. Apropos Lager: Der übliche Bericht zum Ölmarkt in den USA entfällt an diesem Donnerstag. Die Energiebehörde USA ist wegen technischer Umstellungen für einige Tage offline.

Es ist wohl verfrüht, den neuen Nahostkrieg als irrelevant für die Ölversorgung abzuhaken. Ganz im Gegenteil. Der Konflikt schaukelt sich Schritt für Schritt höher. In den letzten Wochen griffen pro-iranische Milizen bereits 40 Mal US-Stützpunkte in der Region an. Die USA antworteten heute mit einem zweiten Luftangriff auf Munitionsdepots der Angreifer. Eine Eskalation liegt in der Luft und scheint jederzeit möglich.

Der Ölmarkt bleibt jedoch entspannt. Brent-Rohöl kostet am Morgen 80,14 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 75,88 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 819,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9347 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0695 Dollar.

Nationaler Markt

Die schwachen Rohölpreise ziehen die Notierungen für Heizöl mit nach unten. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp 106 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).

Das Preisniveau ist jedoch deutlich höher als erwartet. Während die Euro-Preise für Rohöl und Gasoil, also das Vorprodukt der Raffinerien für Heizöl, wieder auf dem Stand von Ende Juli angekommen sind, ist Heizöl um die zehn Prozent teurer als damals. Die Margen der Händler sind also in der Zwischenzeit stark gestiegen.

Das kann das Kaufinteresse aber nicht bremsen. Die Bestellungen liegen weit über dem Durchschnitt. Auch das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht auf der zweithöchsten Stufe. Das mathematische Tiefpreis-System rät ebenfalls zum Kauf. Gleichzeitig werden die Verbraucher immer optimistischer. Über 80 Prozent der Stimmen erwarten in der täglichen Lesereinschätzung weiter sinkende Heizölpreise.

Der ausgeprägte Optimismus überrascht. Er verlässt sich darauf, dass die Weltwirtschaft immer schwächer wird und dass die Lage in Nahost nicht eskaliert. Beides ist möglich aber alles andere als sicher. Wer nicht spekulieren will, sollte daher die aktuelle Preisdelle nutzen. Die Lieferzeiten könnten ohnehin länger als erwartet ausfallen.

In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise und der demnächst wieder steigenden CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.

Quelle: esyoil