Internationaler Markt
In der letzten Woche offenbarten die Börsen wieder einen Hang zu tieferen Ölpreisen. Wirklich durchsetzen konnten sie sich bis heute aber nicht. De facto tendieren die Preise seit drei Wochen seitwärts. Die fundamentale Lage des Ölmarkts ist angesichts der geopolitischen Großwetterlage primär unsicher und sekundär tatsächlich bärisch geprägt.
Für Unsicherheit sorgt die Außenpolitik der US-Regierung. Das betrifft die Bemühungen um einen Waffenstillstand in der Ukraine, die Atomverhandlungen mit dem Iran und die Zollpolitik gegenüber diversen Handelspartnern in der Welt. Der ukrainische Angriff auf Luftwaffenstützpunkte im tiefen Hinterland Russlands, bei dem eine erhebliche Anzahl Bomber zerstört worden sein sollen, schafft eine veritable Überraschungslage am Beginn der anstehenden Waffenstillstandsverhandlungen. Von diesen war aufgrund der Unterwerfungsforderung Russlands bisher nicht viel erwartet worden. Ob die ukrainische Attacke die Gemüter zu dämpfen oder noch anzufeuern vermag, wird sich bald zeigen.
Die Atomverhandlungen zwischen den USA und dem Iran wirken festgefahren. Derzeit wehrt sich Teheran gegen Vorwürfe aus einem jüngst veröffentlichten Bericht der IAEA (Internationale Atom Energie Agentur), wonach die Vorräte an 60 Prozent angereichertem Uran, das ist mehr als Kraftwerksuran benötigt, seit Februar um fast 50 Prozent erhöht wurden. Die Menge reicht theoretisch für den Bau mehrerer Atombomben nach weiterer Anreicherung auf 90 Prozent. Die IAEA zeigt sich besorgt über die mangelnde Kooperation und mögliche frühere geheime Aktivitäten. Der Iran betont immer wieder, dass sein Atomprogramm friedlich sei. Er droht bei weiterem Druck mit dem Austritt aus dem Atomwaffensperrvertrag.
Für den Ölmarkt geht es in beiden Fällen um die Entwicklung der US-Sanktionen und damit um Preisperspektiven.
Der plurale Zollstreit wird derweil wieder befeuert. Nach der Beruhigung durch ein Telefonat mit EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen vor einer Woche, will Donald Trump nun die Zölle auf Stahlimporte verdoppeln. Die ohnehin von hohen Stimmungsschwankungen gemanagte Angelegenheit steht nun auch noch unter dem Vorbehalt eines endgültigen Urteils über die Rechtmäßigkeit der neuen US-Zollpolitik. In anderen Worten, es ist noch alles offen. Das konjunkturbedrohende Desaster beschäftigt den Ölhandel seit Amtseinführung des unberechenbaren Präsidenten.
Für eine kalkulierbarere bärsiche Note in der Preisentwicklung sorgt die OPEC-Plus. Die Allianz hat zum dritten Mal in Folge eine deutliche Erhöhung der Ölproduktion beschlossen. Es sind erneut 411.000 Barrel pro Tag, diesmal ab Juli. Damit setzt das Bündnis seinen Kurswechsel fort. Statt nur auf stabile Preise zu achten, will es aktiv die Ölpreise senken und den Markt stärker steuern. Saudi-Arabien treibt diese Linie voran, auch um Mitglieder wie Irak oder Kasachstan für Regelverstöße zu bestrafen und Marktanteile zurückzugewinnen. Analysten sehen darin nun den Vorrang von Menge vor Preis in den Fokus gestellt. Innerhalb der Gruppe gab es jedoch Widerstand, beispielsweise von Russland und Algerien. Das deutet auf wachsende Spannungen angesichts fallender Preise hin. Über die Hälfte der ursprünglich freiwilligen Förderkürzungen ist inzwischen zurückgenommen worden. Analysten wähnen bereits den nächsten Anstieg der Ölproduktion für August in der Pipeline.
Trotz des lagebedingten bärischen Übergewichts öffnet die Börse heute Morgen mit steigenden Ölnotierungen. Das mag daran liegen, dass einige Marktteilnehmer sogar eine stärkere Erhöhung von der OPEC-Plus erwartet und eine solche eingepreist hatten. Die über den Tag hinausgehende Wirkung der Maßnahme ist gleichwohl bärisch zu werten.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 62,83 Dollar und das Barrel Brent zu 64,64 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 616,50 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,8755 Euro. Damit kostet der Euro 1,1422 Dollar.
Nationaler Markt
Wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist, legen die Heizölpreise heute Morgen ein wenig zu. Sie orientieren sich damit sehr zeitnah an den Vorgaben des internationalen Markts. Zuvor schienen sie in allen kaufrelevanten Zeitbereiten die untere Chartbegrenzung durchbrechen zu wollen. Wie das aussieht, sieht man zur Stunde noch in der 3-Jahres-Ansicht. Die gegenüber den Börsen deutlich ausgebildetere Abwärtsbewegung der Heizölpreise ist dem nachgebenden Dollar zu verdanken.
Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt ist recht belebt. Die Hoffnung auf tiefere Preise variiert weiterhin auf hohem Niveau. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Das mathematische Tiefpreissystem gibt in vielen Regionen der Republik Kaufsignale an.
Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Diese Heizölpreise sind definitiv kaufbar. Wer die Spekulation ertragen kann, könnte gleichwohl auf noch tiefere Preise setzen.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil