Internationaler Markt

Die Ölmärkte brauchten nur einen Tag, um den düsteren Zinsausblick der amerikanischen Zentralbank zu verdauen. Brent-Rohöl stabilisierte sich bei 93 Dollar je Barrel und bewegt sich am heutigen Morgen schon wieder Richtung 94 Dollar.

Vor allem Russland rief den Tradern in Erinnerung, dass die Ölversorgung alles andere als sicher ist. Moskau stoppte überraschend den Export von Diesel und Benzin, um die Versorgung im eigenen Land zu stabilisieren. Im europäischen Markt wird das unangenehme Déjà-vu-Gefühle auslösen.

Seit dem Start der EU-Sanktionen gegen russisches Öl im letzten Jahr müssen sich russische Exporteure nach neuen Absatzmärkten und EU-Importeure nach neuen Lieferanten umsehen. Diesel und Heizöl waren zeitweise extrem teuer, nicht zuletzt angefeuert durch die extrem hohen Margen, die Händler und Raffinerien in der allgemeinen Panikstimmung im Markt durchsetzen konnten.

Europa ist weiterhin auf Dieselimporte angewiesen, aber der Ausfall russicher Lieferungen wird mittlerweile in einer Art Dreieckshandel ausgeglichen. Russisches Öl geht nun vor allem nach Indien, in die Türkei, nach China oder an den Persischen Golf. Das sind dann dieselben Länder, die Diesel oder Rohöl verstärkt nach Europa liefern.

Jetzt hat Moskau diese Ausfuhren kurzerhand gestoppt, zumindest Diesel und Benzin. Die heimischen Raffinerien sind anscheinend nicht mehr in der Lage, die Versorgung zu sichern. Der Angriffskrieg gegen die Ukraine absorbiert große Mengen Dieseltreibstoff und technisches Personal. Zudem steht die Erntesaison in Russland an. Der Verbrauch der Traktoren, LKW und der Agrarindustrie insgesamt steigt jetzt wie jedes Jahr auf ein Hoch.

Der Exportstopp trifft die Weltmärkte in einem ungünstigen Moment. Der Winter ist nicht mehr weit und die Lagerbestände sind auf beiden Seiten des Atlantiks eher niedrig. Die Produktmargen sind deshalb prompt gestiegen. Der Preisabstand zwischen Rohöl und Diesel liegt heute über 30 Dollar je Barrel. Das ist ein hoher Wert, der allerdings auch schon im August mehrmals überschritten wurde.

Die Reaktion ist also bisher verhalten. Viele Händler rechnen mit einem nur kurzfristigen Stopp der russischen Ausfuhren. Russland hat nur geringe Tanklagerkapazitäten. Die Exporte müssen wieder anlaufen, sobald die inländische Versorgung gesichert ist.

Dennoch reichte die Meldung, um die Ölpreise wieder auf den alten Pfad Richtung 100 Dollar zu bringen. Brent-Rohöl kostet zum Handelsstart 93,78 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 90,24 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 996,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9381 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0659 Dollar.

Nationaler Markt

Wie gewonnen, so zerronnen: Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen wieder steigenden landesweiten Durchschnittspreis von knapp 114 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Vor allem Gasoil, das Vorprodukt für Heizöl und Diesel, machte nach den Meldungen aus Russland einen Sprung von fast vier Prozent nach oben. Auch der nach wie vor schwache Euro stützt die Preise im deutschen Heizölmarkt.

Der Markt ist weiterhin lebendig. Die Zahl der Bestellungen ist in dieser Woche relativ hoch, ging zuletzt aber etwas zurück. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, fiel auf die mittlere Stufe. Vermutlich setzten viele Kaufinteressenten auf eine Fortsetzung der Preisschwäche vom Donnerstag. Dazu passt auch der höhere Anteil von Preisoptimisten. Über 70% der Stimmen setzten in der täglichen Lesereinschätzung auf fallende Heizölpreise.

Das könnte sich heute ändern. Die Preisschwäche dauerte nur einen Tag. Die Ölpreise sind schon wieder auf dem Weg Richtung 100 Dollar je Barrel. Wer nur noch geringe Reserven hat, sollte daher am Ball bleiben.

In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise und der demnächst wieder steigenden CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.

Quelle: esyoil