Internationaler Markt
In der vergangenen Woche wurde erneut unter Beweis gestellt, wie sehr die Ölpreise von der Stimmung amerikanischer Finanzjongleure beeinflusst werden. Während der fundamentale Ölmarkt weitgehend in einer Konstitution des Business as usual verharrt, quält die institutionelle Finanzszene diesen Markt mit ihrer suchtartigen Abhängigkeit von der Geldpolitik der US-Notenbank (Fed). Unmissverständlich abgebildet wurde dieser Einfluss am Tag nach der Zinsentscheidung der Fed und ihrem Statement zur Zukunft der Zinsentwicklung. Die Andeutung eines Endes der Zinsanhebungen ließ die Ölnotierungen fortan steigen.
Wie es um die Fortsetzung des Anstiegs in dieser Woche steht, muss sich noch zeigen. Da der Zustand der Konjunkturlokomotiven China und USA skeptisch gesehen wird, gibt es berechtigte Zweifel an einer nachhaltigen Trendumkehr. Wie die jüngere Vergangenheit zudem mehrfach zeigte, ist ein Preisanstieg noch lange keine Trendwende. Der so moderate wie stabile Abwärtstrend bietet den Notierungen noch einigen Spielraum nach oben, bevor er abgeschrieben werden sollte.
Das Ende dieses Trends liegt naturgemäß im veritablen Interesse der OPEC-Plus. Sie bemüht sich darum mit Produktionskürzungen. Genau genommen handelt es sich um Ankündigungen dergleichen. Immerhin scheinen die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) nun Kürzungen im Mai und Juni realisieren zu wollen. Die Juli-Lieferungen auf Basis langfristiger Verträge werden aber gleichzeitig vollumfänglich zugesagt. Nicht minder ambivalent wirkt die Preissenkung Saudi Arabiens für seine Juni-Lieferungen nach Asien. Hier mag der Wettbewerb mit Billig-Russland die Entscheidung unterstützt haben. Ohne den Befund einer schwachen chinesischen Nachfrage wäre sie aber sicher nicht zustande gekommen. Lieferungen nach Europa werden indes teurer. Das ist Marktwirtschaft.
An den Ölbörsen herrscht heute Morgen eine Poker-Stimmung. Die Notierungen bewegen sich auf wie ab. Zocker scheinen Testballons steigen zu lassen. Zur Stunde gibt es einen leichten Überhang des bullische Sentiments.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 72,12 Dollar und das Barrel Brent zu 76,03 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 683,50 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9051 Euro. Damit kostet der Euro 1,1046 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Gleichwohl stehen sie noch fest in ihren abwärts gerichteten Trendkanälen. Von ihrem Jahrestief sind sie nun rund 2 Cent pro Liter (bei einer 3.000 Liter Standardbestellung) entfernt. Wer einen Wiederaufstieg der Preise befürchtet, würde bei sofortigem Kauf also noch keinen nennenswerten Mehrbetrag bezahlen müssen.
Im Binnenmarkt kommen die Bestellungen sehr dynamisch herein. Die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise wird indes schwächer. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere immer noch auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.
Das mathematisches Tiefpreis-System wirft für die meisten Regionen Deutschlands Kaufsignale aus.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Ihr Tank Platz bietet, sollten Sie Heizöl kaufen.
Der Gesetzentwurf zur Zukunft der Heizungen wird nach wie vor wild und weitgehend unqualifiziert in Presse, Funk und Fernsehen diskutiert. Wunsch und Gefühl verhindern in den meisten Fällen eine nüchterne, zahlenbasierte Debatte. Diese Art der Auseinandersetzung scheint auch hinter den Türen des Regierungsapparats gängige Praxis zu sein. Immerhin scheint man mittlerweile mit einer unterminierten Betriebserlaubnis für jedwedes reparierbares Heizsystem Druck vom Kessel nehmen zu wollen. Das Ende des Neueinbaus von Öl- und Gasheizungen ab dem 01.01.2024 scheint indes beschlossene Sache zu sein.
Für viele Verbraucher ist das ärgerlich. Für die Heizungsindustrie ist es ein Desaster. Den Unternehmen wird mit extrem kurzer Vorlaufzeit das Standardgeschäft entzogen. Wie undurchdacht die politische Maßnahme zur Einhaltung gesetzlicher Emissionsziele ist, macht folgendes Beispiel deutlich.
Das finnische Unternehmen Neste Oyj stellt erneuerbaren Dieselkraftstoff her. Derzeit entspricht die Menge rund zehn Prozent des deutschen Dieselverbrauchs. Sie soll bis 2026 auf ein Äquivalent von 20 Prozent gesteigert werden. Die flächendeckende Verfügbarkeit dieses Kraftstoffs, der in allen Dieselmotoren einsetzbar ist, wird aktuell an deutschen Tankstellen aufgebaut. An Tankstellen der Marke Classic gibt es das Angebot bereits. Das Produkt reduziert den CO2-Ausstoß des Fahrzeugs um 90 Prozent. Damit fährt der Dieselverbrenner weitaus klimafreundlicher als ein Elektroauto, das mit dem deutschen Strommix betankt wird (Faktor 1/7). Der Preis für den Liter dieses Kraftstoffs liegt rund 15 Cent höher als der des fossilen Diesels.
Im deutschen Heizölmarkt entspricht die von Neste Oyj für 2026 geplante Menge mehr als 50 Prozent des Verbrauchs. Damit wird deutlich, dass klimafreundliche Kraft- und Brennstoffe keinesfalls nur im Forschungs- und Versuchsstadium stehen. Sie sind verfügbar, nicht nur von Neste. Dessen ungeachtet, werden neue Heizungen und Motoren, die mit derartigen Produkten betrieben werden können, vom Gesetzgeber nicht etwa als valide Alternative gewürdigt, sondern verboten. Die Rückwärtsgewandtheit dieser Politik wird mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu führen, dass eine zukünftige Regierung unter anderem das jetzt in Novellierung befindliche Gebäude Energie Gesetz (GEG) ein weiteres Mal novellieren muss.
Die erneuerbaren Kraftstoffe von Neste Oyi sind bei Umweltorganisationen nicht unumstritten. Die Kritik ist, soweit sie nicht die Tank-oder-Teller-Debatte betrifft, nicht ohne Substanz und muss von einem verantwortungsvollen Unternehmen ernst genommen werden. Gleiches trifft allerdings auf alle Technologien zu, die den Überflussgesellschaften dieser Welt Klimaverträglichkeit versprechen. Die Idee des unbegrenzten Wohlstandswachstums in einer begrenzten Welt kann grundsätzlich nicht als unstrittig gelten.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil