Internationaler Markt
Die Ölpreise waren gestern der Spielball von zwei Ereignissen: OPEC-Sitzung und Wochenbericht des US-Energieministeriums.
Das Kartelltreffen der OPEC+ Minister dauerte nur wenige Minuten. Offenbar hatte es im Vorfeld schon Absprachen gegeben. Die Ölexportländer unter der Führung von Saudi-Arabien und Russland wollen am bisherigen Kurs festhalten. Das bedeutet eine schrittweise monatliche Lockerung der Förderkürzungen um 400.000 Barrel pro Tag.
Einerseits sprechen die grassierenden Delta-Infektionen gegen einen schnelleren Produktionsanstieg. Andererseits hält sich der Ölpreis weiterhin über 70 Dollar je Barrel. Der Markt kann also das zusätzliche Öl verdauen. Bisher hat das Ölkartell erst die Hälfte der massiven Förderkürzungen zurückgenommen, die seit dem Beginn der Pandemie den Ölmarkt stabilisieren.
Einmal mehr überraschte gestern die Geschlossenheit der bunt zusammengewürfelten Staatengruppe, die im Rahmen des OPEC+ Kartells jetzt schon seit Jahren erfolgreich kooperiert. Sie hat den Ölmarkt fest im Griff und kann den Ölpreis anscheinend jederzeit auf dem gewünschten Niveau halten.
Der Markt war von der OPEC-Entscheidung nicht wirklich überrascht. Einige Trader hatten allerdings etwas offensivere Statements erwartet. Die Ölpreise gaben daraufhin etwas nach, zumal gleichzeitig veröffentlichte Arbeitsmarktdaten aus den USA sehr enttäuschend ausfielen.
Am Nachmittag sorgte der übliche Wochenbericht des US-Energieministeriums für neuen Gesprächsstoff. Die Zahlen holten den Ölpreis umgehend aus dem OPEC-Tief heraus. Die Rohölbestände fielen kräftig um 7,2 Mio. Barrel. Auch die Diesel/Heizöl-Mengen schrumpften. Nur die Benzinvorräte legten überraschenderweise leicht zu. Insgesamt liegen die Vorräte jedoch in allen Kategorien weit unter dem mehrjährigen Durchschnitt.
Überraschend stark waren die Nachfragezahlen. Nach vorläufigen Schätzungen erreichte die Ölnachfrage in den USA in der letzten Woche ein Allzeithoch von über 23 Mio. Barrel pro Tag. Auch im Vier-Wochen-Durchschnitt stehen sie satte 3,1 Mio. Barrel über dem Vorjahr.
Hier die Zahlen des DOE (Energieministerium) und des API (US-Branchenverband) im Überblick:
Rohöl: -4,0 Mio. Barrel (API) bzw. -7,2 Mio. Barrel (DOE)
Heizöl und Diesel: -2,0 Mio. Barrel (API) bzw. -1,7 Mio. Barrel (DOE)
Benzin: +2,7 Mio. Barrel (API) bzw. +1,3 Mio. Barrel (DOE)
Ölproduktion: 11,5 Mio. Barrel pro Tag (0,8 Mio. Barrel über Vorjahreswert)
Nachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 21,4 Mio. Barrel pro Tag (3,1 Mio. über Vorjahreswert)
Im Moment ist noch unklar, wie sich die Schäden des Hurrikans Ida auf die Ölbilanz der laufenden und kommenden Woche auswirken werden. Etwa jede zehnte Raffinerie der USA wird wohl für einige Wochen wegen der Aufräumarbeiten geschlossen bleiben. Auch die stillgelegten Ölplattformen im Golf von Mexiko nehmen ihren Betrieb nur langsam wieder auf.
Da die betroffene Region gleichzeitig ein Produktions-, Import- und Exportzentrum für Öl und Ölprodukte ist, ist der Preiseffekt der Störungen schwer einzuschätzen. Einerseits fragen die Raffinerien weniger Rohöl nach, was die Preise drückt. Andererseits fehlt es dadurch an Ölprodukten, was Benzin und Diesel verteuert und damit auch Rohöl mit nach oben zieht.
Die Händler wirken daher noch etwas ratlos. Heute Morgen starten die Ölbörsen nur mit geringen Veränderungen gegenüber gestern Abend. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 68,38 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 71,44 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 601,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,8441 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1843 Dollar.
Nationaler Markt
Keine Entspannung bei den Heizölpreisen: Die Heizölpreis-Tendenz zeigt ein bundesweites Preisniveau, das auch heute Morgen knapp über der Rekordmarke von 70 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter) bleibt.
Mitte Juli lag der Heizölpreis knapp darunter, allerdings bei erheblich schwächeren Rohölpreisen (auch in Euro). Die Branche konnte ihre Margen in der Zwischenheit also stark ausdehnen.
Die Zahl der Bestellungen bleibt trotzdem über dem Durchschnitt. Auch das Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Zahl der Preisanfragen mit der Zahl der Bestellungen vergleicht, bleibt auf der zweithöchsten Stufe. Die Kaufbereitschaft ist also hoch. Die Kunden haben sich anscheinend mit den hohen Preisen abgefunden.
Das könnte auch am recht ausgeprägten Preispessimismus liegen. Die tagesaktuelle Lesereinschätzung zeigt, dass knapp 40% der Stimmen mit weiter steigenden Heizölpreisen rechnet. Das ist ein im Zeitvergleich deutlich überdurchschnittlicher Anteil.
Die Preiskorridore in den Charts geben ebenfalls wenig Anlass zum Optimismus. Aus dem kurzfristigen Abwärtstrend wurde in den letzten Tagen ein verhaltener Aufwärtstrend. Längerfristig geht es ohnehin schon seit über einem Jahr nach oben.
Was tun? Heizöl ist teuer, nicht zuletzt wegen der hohen Handelsmargen. Wer jetzt ordern muss, sollte nach einem günstigen Angebot Ausschau halten. Zeiten niedriger Heizölpreise wie im letzten Jahr sind jedoch nicht in Sicht.
Wenn Sie die Heizölpreisentwicklung optimal ausnutzen wollen, sollten Sie aber in jedem Fall genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Der esyoil e-Peilstab plus hilft Ihnen dabei. Mit ihm können Sie Ihren nächsten Heizölkauf noch besser planen.
Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.
Klarstellung: Es gibt immer wieder Missverständnisse über die Zukunft der Ölheizung. Daher der Hinweis, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten wurde, auch nicht ab 2026. Ab diesem Stichjahr müssen neue Ölheizungen mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Quelle: esyoil