Internationaler Markt
Das Tauziehen zwischen befürchteten Angebotsproblemen und einer schwachen Ölnachfrage setzt sich in dieser Woche fort. Zuletzt konnte sich das Ölangebot besser in Szene setzen: Russland kündigt zusätzliche Förderkürzungen an, wie ernst man das auch immer nehmen will; in Libyen drohen neue innenpolitische Konflikte; und der saudische Energieminister hob die Geschlossenheit im Ölkartell OPEC+ hervor. Man werde tun, was immer nötig ist, um den Ölmarkt zu „unterstützen“. Vulgo: Das Kartell wird alles tun, um den Ölpreis weiter nach oben zu treiben.
Dabei hilft der US-Markt aktuell mit. Der amerikanische Branchenverband meldete gestern in seiner Vorabschätzung einen Rückgang der Rohölbestände um 4,4 Mio. Barrel im Vergleich zur Vorwoche. Sollte das Energieministerium diesen Befund heute Nachmittag in seinen offiziellen Zahlen bestätigen, wäre das schon der dritte Lagerabbau in Folge.
Die Belastbarkeit dieser Wochenzahlen wird allerdings immer wieder angezweifelt. Anscheinend zu Recht, denn das Ministerium musste vor wenigen Tagen seine Schätzungen zur Ölnachfrage nachträglich massiv nach oben korrigieren. Offenbar ist der amerikanische Ölverbrauch zwei bis drei Prozent höher als bislang angenommen. Das sind Größenordnungen, die auch die globale Ölbilanz durcheinanderwirbeln.
Insgesamt reichen alle diese Meldungen aus, um die Ölpreise in dieser Woche ein Stück weit nach oben zu tragen. Brent-Rohöl steht am Morgen über 76 Dollar je Barrel.
Aus der Distanz betrachtet setzt sich damit aber nur der Seitwärtstrend der letzten zehn Wochen fort. Noch bleibt der Ölpreis in der Nähe der 75-Dollar-Marke, aber die Blicke der Trader richten sich nun eher Richtung 80 Dollar als Richtung 70 Dollar. Das zeigt sich auch daran, dass neue schwache Konjunkturdaten aus China die Preise heute nicht aus dem Tritt bringen können. Solche Nachrichten scheinen bereits eingepreist zu sein.
Ölpreise von immer noch unter 80 Dollar je Barrel werden keine Schweißperlen auf den Gesichtern der Öltrader und Konsumenten verursachen. Dafür sorgen schon eher die Temperaturen: Diese Woche verzeichnete die wärmsten Tage der modernen globalen Klimamessung. Der Rekord von 16,9 Grad aus dem Jahr 2016 wurde am Dienstag mit 17,2 Grad deutlich übertroffen. Die ohnehin laufende Erhitzung wird in diesem Jahr durch das zyklische Klimaphänomen El Niño im Südpazifik zusätzlich beschleunigt.
Die internationale Klimapolitik kann den Trend derzeit nicht abbremsen. Die nächste UN-Klimakonferenz im November wird ausgerechnet vom OPEC-Mitglied VAE ausgerichtet und geleitet – einem Land, das seine Ölproduktion laufend ausweitet.
Die Ölbörsen starten am heutigen Vormittag erst einmal vorsichtig. Brent-Rohöl kostet im Moment 76,42 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 71,70 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 736,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9205 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0861 Dollar.
Nationaler Markt
Die deutschen Heizölpreise folgen den internationalen Vorgaben und liegen jetzt wieder über 90 Euro. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt im Moment einen landesweiten Durchschnittspreis von 91,1 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Die kurzfristigen Trendkanäle zeigen allerdings eine Fortsetzung der Seitwärtsbewegung.
Die Zahl der Bestellungen ist durchschnittlich. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht allerdings auf der zweithöchsten Stufe. Wer kaufen will, zögert also nicht lange.
Das könnte nicht zuletzt an der Markteinschätzung liegen. Nur noch knapp über 70 Prozent der Stimmen in der täglichen Lesereinschätzung erwarten einen Rückgang der Heizölpreise. Das liegt unter dem Durchschnitt der letzten Monate.
Der Ölmarkt wirkt noch immer relativ ruhig, aber die Stimmung scheint zu drehen. Weiter steigende Ölpreise wären daher keine Überraschung. Wer demnächst ordern muss, sollte daher nicht zu lange warten und eine günstige Gelegenheit nutzen.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil