Internationaler Markt

Die Ölpreise sind seit gestern wieder im Aufwind. Brent-Rohöl steht am Morgen bei knapp 76 Dollar je Barrel. Damit bleibt Öl die sechste Woche in Folge in der Nähe der 75-Dollar-Marke.

Die wöchentlichen Preisausschläge waren in dieser Zeit ungewöhnlich gering. Weder die zahlreichen preistreibenden noch die ebenso zahlreichen preisdämpfenden Einflüsse konnten Rohöl in die eine oder andere Richtung zwingen.

Gestern gab eine Kombination von Meldungen aus China und zur Zinspolitik der EZB den Ausschlag für die Preiserholung.

Die EZB erhöhte wie erwartet den Leitzins und ließ keinen Zweifel an einer Fortsetzung ihres strikten Geldkurses. Die Zinsen sind nun auf dem höchsten Stand seit 22 Jahren. Meldungen über leicht steigende Arbeitslosenzahlen aus den USA und damit eine Verlängerung der Zinspause in den USA verstärkten den Kontrast zwischen den beiden Regionen. Das stärkte den Euro und schwächte den Dollar, was wiederum Öl für den Nicht-Dollar-Raum billiger machte. Das stützte indirekt den dollarnotierten Ölpreis.

Noch relevanter waren die Meldungen über den chinesischen Ölmarkt. China ist schon seit Jahren der größte Rohölimporteur der Welt. Das Land gehört ist mit seinen 4 Mio. Barrel pro Tag zwar der sechstgrößte Ölproduzent der Welt, aber der Verbrauch liegt mit 16 Mio. Barrel pro Tag weit darüber. Nur die USA verbrauchen mit ca. 20 Mio. Barrel pro Tag noch mehr Öl, aber das Land kann sich seit dem Schieferölboom selbst versorgen.

Die chinesischen Raffinerien erhielten gestern zusätzliche Importquoten, dürfen also mehr Rohöl als bisher aus dem Weltmarkt nach China importieren und zu Produkten verarbeiten. Das erhöht zwar nicht die Endnachfrage, sorgt aber erst einmal für eine höhere Nachfrage nach Rohöl.

Zahl und Größe der chinesischen Raffinerien ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Die Produktion liegt mittlerweile deutlich höher als der inländische Bedarf, so dass immer größere Mengen von Ölprodukten exportiert werden müssen. Die Lücke wird wohl anwachsen, da sich die Elektromobilität in China in rasantem Tempo durchsetzt. Derzeit ist jedes dritte verkaufte Fahrzeug batteriegetrieben. Die Busflotte ist schon überwiegend elektrifiziert.

Da die Höhe der Raffinerieexporte durch die KP China gesteuert wird, beobachten die asiatischen Länder die wachsende chinesische Dominanz in der Raffinerielandschaft mit gemischten Gefühlen. Offensichtlich entstehen hier neue Abhängigkeiten.

Davon unbeeindruckt startet der europäische Handelstag heute mit stabilen Ölnotierungen. Brent-Rohöl kostet am Morgen 75,73 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 70,66 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 725,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9134 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0945 Dollar.

Nationaler Markt

Wie gewonnen, so zerronnen: Heizöl legt am Morgen wieder zu. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt im Moment einen landesweiten Durchschnittspreis von 90 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Der Anstieg gibt die höheren Rohölpreise weiter, wird aber durch den festeren Euro teilweise entschärft. Insgesamt halten sich die Preisbewegungen jedoch in Grenzen. In den letzten sechs Wochen blieb Heizöl in einer relativ engen Spanne von 87 bis 90 Euro.

Der Markt bleibt lebendig, aber von Kaufpanik ist nichts zu spüren. Das passt ins Gesamtbild des Heizölmarktes. Heute wurde gemeldet, dass der Heizölabsatz im ersten Quartal um 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen ist. Die privaten und gewerblichen Verbraucher stockten demnach ihre Vorräte auf und nutzten die Preisvorteile gegenüber Erdgas.

Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, fiel gegenüber gestern um eine Stufe auf ein mittleres Niveau zurück. Im Gegenzug steigt die Zahl der Preisoptimisten. Über 80 Prozent der Stimmen rechnen laut der täglichen Lesereinschätzung mit fallenden Heizölpreisen.

Seit April bewegen sich die Ölpreise nunmehr seitwärts. Der gestrige Preisanstieg zeigt, dass es noch immer Preisrisiken gibt. Nach wie vor gilt: Die Kaufentscheidung muss nicht überstürzt werden, aber man sollte die aktuelle Entwicklung im Auge behalten.

In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.

Quelle: esyoil