Internationaler Markt

An den Börsen der Welt wurde das Fell des Bären bereits verteilt, bevor er erlegt war. Corona-Pandemie und Brexit galten praktisch als erledigt. Die Ölnachfrage entwickelte sich in den letzten zwei Monaten aus Sicht der Anbieter prächtig, Asien sei Dank. Dass ein Impfangebot noch nicht die Immunisierung der Bevölkerung bedeutet, wurde genauso ausgeblendet wie das Güterchaos an den Grenzen zwischen Großbritannien und der EU im Fall eines ausbleibenden Deals.

Nun brach das potemkinsche Dorf ausgerechnet an einer dieser Corona-Mutationen zusammen, die in den letzten Monaten Virologen zufolge schon tausendfach auftraten. Als Fiktion könnte die Angelegenheit kaum besser geschrieben sein, denn der als aggressiv beschriebene Mutant wurde im Brexit-fiebrigen Großbritannien entdeckt. Die verlassene EU und der Rest der Welt reagierten unter Führung Deutschlands sofort mit Aussperrung, während das Virus noch auf seine Untersuchung wartet.

Die Börsen und die Ölpreise zeigen eine ähnlich entschlossene Haltung. Sie fallen, zugegebenermaßen mit Contenance. Es hätte hysterischer zugehen können. Und es begab sich in eben diesem Moment, dass Finanzjongleure eine abflauende Kauflust asiatischer Ölkunden ausmachten, denn diese hatten ihren zukünftigen Bedarf bereits in Zeiten niedrigerer Ölpreise gedeckt. Lieferanten sahen sich zuletzt gezwungen, Rabatte auf die offiziellen Preise zu gewähren. Öl zur aktuellen Lieferung ist wieder günstiger als Terminware der Zukunft. Das ist ein sicheres Zeichen für eine gute Angebotslage.

Das Abwärtspotential für Wertpapiere und Ölpreise ist derzeit hoch. Sogenannte Paper Barrels, das sind Futures und Optionen auf physisches Öl, werden mit einem hohen Übergewicht als Long Positionen gehalten. Ihre Besitzer erwarten steigende Preise. Sollte die Zukunftsangst erneut ausbrechen, müssen diese Papiere liquidiert werden. Das wird dann wohl eruptiv geschehen. Die Positionen sind allerdings auch ohne Angst kritisch zu bewerten, denn die ersten Monate im Jahr sind immer nachfrageschwach. Nachgebende Ölpreise sind daher wahrscheinlich.

Der Moment ist beileibe noch kein ultimatives Indiz für eine pessimistische Stimmungsdominanz. In den nächsten Tagen kann das Frischgeld, das die USA wieder in den Markt werfen, oder eine Wende im schon verloren geglaubten Brexit-Chaos oder die Entdeckung der Normalgefährlichkeit des Corona-Mutanten Wunder wirken. Fallende Ölpreise sind daher nur eine von verschiedenen Möglichkeiten, die uns beschert werden.

An den Ölbörsen schwingen die Notierungen heute Morgen mit ähnlicher Spanne und auf gleichem Niveau wie gestern. Eine starke Bewegung ist zur Stunde nicht zu erkennen.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 47,17 Dollar und das Barrel Brent zu 50,11 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 414,50 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8190 Euro. Damit kostet der Euro 1,2209 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise geben nach, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie folgen damit den Vorgaben der internationalen Börsen. Die Tatsache zeigt, dass der Anstieg aus der Einführung der deutschen CO2-Steuer mittlerweile eingepreist ist. Es gibt kaum noch Händler, die CO2-steuerfreie Lieferungen für dieses Jahr anbieten können. Sollten Sie ein solches Angebot finden, empfehlen wir eine kritische Nachfrage.

Der Binnenmarkt für Heizöl ist mit der CO2-Steuer-Einpreisung eingeschlafen. Bestellungen kommen kaum noch herein. Beobachter haben so gut wie keine Chance, in diesen Tagen noch günstiges Heizöl beziehen zu können. Die Hoffnung auf bessere Preise ist indes wiederbelebt. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf niedrigem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem deutlichen Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.

Die Heizölpreistrends haben den freundlichen Eindruck zukünftig günstigerer Preise verloren. Stark ist ein solcher Eindruck nur noch in den längerfristigen Zeitbereichen. Wichtiger als die Trendentwicklung ist in diesen Tagen allerdings das Wissen um den Preisanstieg durch die Einführung der CO2-Steuer. Er trat nicht wie angekündigt als reines Tagesereignis ein, sondern erstreckte sich über eine Zeitspanne. Es handelt sich dabei um einen nicht markttrendkonformen Sondereffekt.

Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Angesichts der bevorstehenden Steuerhöhung ist ein Kauf immer sinnvoll, wenn die Lieferung noch in diesem Jahr erfolgt. Vergewissern Sie sich, dass das tatsächlich möglich ist.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil