Internationaler Markt
An den Energie- und Ölmärkten ist keine Entspannung in Sicht. Die Nachfrage übersteigt das Angebot. Derzeit ist eine auskömmliche Versorgung nur durch laufende Entnahme aus den Lagerbeständen möglich. Im zentralen Öllager der USA, in Cushing Oklahoma, droht die Lage kritisch zu werden, da sich die Füllstände den operativen Mindestniveaus nähern. Dieser Umstand treibt die Rohölpreise weltweit auf neue Langzeithochs.
Die OPEC-Allianz hält sich mit Lockerungen der restriktiven Förderpolitik, die den existierenden Fahrplan übersteigen, weiterhin zurück. Ihre Sprecher begründen das mit dem Zweifel, dass die Corona-Pandemie bereits überwunden sei. Sie sehen die gegenwärtige Nachfrageerholung nicht als ein verlässliches Phänomen an. Vielmehr erwarten sie Rückschläge in 2022. Die würden im Falle einer unvorsichtigen Produktionssteigerung erneut zu einbrechenden Ölpreisen führen.
Der Iran bietet sich als Helfer in der Not an. Dort träumt man von einem Aufbau der Ölförderung, die ein Angebotsplus von einer Million Barrel pro Tag bringen soll. Dafür werden Investoren gesucht. Angesichts der US-Sanktionen auf Ölgeschäfte mit Teheran werden die kaum zu finden sein. Die unkontrollierbare Atompolitik des Landes steht dem im Weg. Es bedarf eines neuen Abkommens, um das zu ändern. Alle Gespräche darüber verliefen bisher ergebnislos.
Den entscheidenden Wechsel in einem ähnlich angespannten Versorgungsregime wie heute brachten die USA vor Jahren mit ihrem gefrackten Schieferöl. Die Industrie dazu fiel den eingebrochenen Ölpreisen während der heißen Phase der Corona-Pandemie zum Opfer. Viele Unternehmen gingen Pleite. Investoren verloren ihr Geld. Heute sitzt das Geld zum Neuaufbau der Förderung nicht mehr so locker. Man investiert es lieber in Wind- und Sonnenenergie. Die ersetzt allerdings nicht das fehlende Öl. In den letzten Monaten war dennoch ein stetiges Wachstum neuer Bohranlagen auf den Schieferölfeldern zu erkennen. Das bekam nun mit einem leichten Rückgang der gemeldeten Bohrgeräte einen Dämpfer. Zählbare Abhilfe ist von der US-Schieferölindustrie alsbald nicht zu erwarten.
Als Maß für Knappheit kann man die Ölpreise der zukünftigen Liefermonate heranziehen. In einem gut versorgten Markt sind Futures auf Öl, das sind standardisierte, an Börsen handelbare Lieferverträge, in zukünftigen Monaten teurer als in der Gegenwart. Darin kommt der Preis für die Lagerung der hinterlegten Ware zum Ausdruck. Derzeit sind Futures günstiger, je weiter ihr Liefertermin in der Zukunft liegt, nicht weil die Lagerung von Öl in unterbelegten Lagern billiger wäre, sondern weil man für sofortige Lieferung mehr zu bezahlen bereit ist. Man braucht das Öl jetzt.
Die Preise für Gasöl, das ist das Vorprodukt für Heizöl, liegen aktuell übrigens etwas unter den zuletzt erreichten Langzeithochs. Das ändert nichts an der beschriebenen Bepreisung zukünftiger Ware. Sie verhält sich identisch wie bei Rohöl, heute am teuersten, zukünftig günstiger. Aber Vorsicht, bis der zukünftige Moment Gegenwart ist, kann der Preis der Ware aufgrund von Knappheit sogar noch höher sein als in diesem Moment.
Heute Morgen geht es an den Ölbörsen der Welt wieder aufwärts. Das betrifft Rohöl und Gasöl gleichermaßen. Nach wie vor fehlt ein stichhaltiges Argument, das den Gang der Kurse drehen könnte.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 84,51 Dollar und das Barrel Brent zu 86,30 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 738,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8582 Euro. Damit kostet der Euro 1,1649 Dollar.
Nationaler Markt
Nach einem kleinen Rückgang steigen die Heizölpreise nun wieder, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz besonders in der 3-Monatsansicht zu entnehmen ist. Der Dämpfer kam vom Gasöl. Es gibt keinen nennenswerten fundamentalen Grund dafür. Er kann nun allerdings als Kaufargument verstanden werden. Wer weiß, wann Heizöl wieder so wie in diesem Moment bepreist wird. Teuerung ist in nächster Zeit erheblich wahrscheinlicher als das Gegenteil. Es könnte übrigens sein, dass die Ware erst im nächsten Jahr geliefert werden kann, selbstverständlich zum in der Bestellung ausgewiesenen Preis.
Bei Beobachtern und Kunden ist die Hoffnung auf fallende Preise durch den kleinen Dämpfer sprunghaft gestiegen. Die Zahl der Bestellungen ist mit der Hoffnung eingebrochen. Beides wird sich schnell wieder ändern. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung an fallende Heizölpreise.
Die Trendkanäle für die Heizölpreisentwicklung geben keinen Grund zur Preiszuversicht. In den fünf kürzeren Zeitbereichen liegen stabile Aufwärtstrends vor. Derzeit bietet nur noch die 10-Jahres-Ansicht dem bullischen Treiben ein wenig Paroli. Einen Trend geben wir hier allerdings nicht mehr an, da er nur den gesamten Bereich überdecken würde. Er wird vermutlich am Jahresende mit der nächsten Stufe der CO2-Steuer als Aufwärts-Trend wiedererscheinen.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Nutzen Sie den Preisrückgang, wenn Ihr Tank Heizöl aufnehmen kann.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil