Internationaler Markt
Mangelhafte Vielfalt und Abhängigkeit von einzelnen Wirtschaftszweigen machen Gesellschaften und Infrastrukturen verwundbar. Das bekommt das größte Ölunternehmen der Welt, Saudi Aramco, gerade zu spüren. Obwohl es eine börsennotierte Aktiengesellschaft ist, diktiert Saudi-Arabien die Firmenpolitik. Das kann der Staat, da er 98,5 Prozent der Aktien hält. Damit kassiert er den entsprechenden Anteil der Dividendenzahlungen der Ölgesellschaft. Sie decken die Staatsausgaben zu mehr als 60 Prozent. Die Nachfragekrise hat die Einnahmen Saudi Aramcos erheblich dezimiert, sowohl aufgrund verminderter Absatzvolumina als auch aufgrund gefallener Ölpreise. Die Dividende wird ebenfalls gewaltig schrumpfen. Dieser Umstand versetzt Saudi-Arabien in schwere Geldnot. Um diese Not zu lindern, fordert der Staat von Saudi Aramco eine Kürzung der Investitionen in Höhe von 20 Prozent. Das entspricht einer Summe von etwa fünf Mrd. US-Dollar.
Großbritannien stellte vor 60 Tagen die Kohleverstromung ein, um Elektrizität klimaneutraler zu erzeugen. Nun ist der Netzbetreiber gezwungen, ein Kohlekraftwerk zu reaktivieren. Grund dafür ist die Wetterlage. Eine großflächige, veritable Windstille behindert die Stromerzeugung mit Windanlagen. Die für deren Ersatz geplanten Gaskraftwerke können ebenfalls nicht die volle Leistung liefern, da die Kühlaggregate angesichts der Hitze mehr Leistung benötigen und die Nettoerzeugung dezimieren. Wohl dem, der über vielfältige Alternativen verfügt.
Saudi Aramco und Saudi-Arabien kommen mit ihren Vertretern morgen wieder ins Spiel, wenn die OPEC-Allianz zur Produktionskürzung über die Einhaltung der Quoten befindet. Die Saudis kämpfen einen harten Kampf um eine angemessene Lastenverteilung unter den Alliierten. Sie sind auf jeden Beitrag angewiesen. Unter besonderer Beobachtung steht dabei der Irak. Er nahm seine Verpflichtung bisher nicht angemessen wahr. Nun muss er Kürzungen nachliefern, während Saudi-Arabien die Produktion bereits wieder hochfährt. Dem Vernehmen nach soll die Quotentreue im Juli recht gut eingehalten worden sein.
Hilfreich für das Anliegen der Allianz sind die Probleme der US-Ölschieferindustrie, die zum Erstaunen von Fachleuten nicht aus ihrem Produktionstal herauskommt. Die Corona-Krise hat sie sehr hart getroffen. Ein Schlaglicht auf die veränderte Lage wirft in diesen Tagen die Wiederaufnahme von Gesprächen über ein langfristiges Engagement der US-Ölgesellschaft Chevron bei der Ölsuche im Irak.
Der Umgang mit dem Stromnotstand in Großbritannien verdeutlicht die Bedeutung von Vielfalt bei der Bereitstellung von Energie für ein Land. Sowohl die Stromproduktion als auch der Einsatz von Energieträgern muss aus Sicherheitsgründen technisch breit aufgestellt sein. Der in politischen Kreisen beliebte Traum von einer reinen Stromwirtschaft aus regenerativen Quellen darf keine Realität werden. Sie wäre die schlimmste vorstellbare Sicherheitslücke einer modernen Gesellschaft. Es ist selbstverständlich nötig, sämtliche Energieträger klimaneutral zu erzeugen. Es sollte aber nicht gedacht werden, dass es nur den Energieträger Strom gibt.
Preislich ist die Situation in dieser Zeit eher langweilig. An den Ölbörsen pendeln die Notierungen im Wesentlichen seitwärts. Die Protagonisten warten auf irgendwelche Impulse, von denen sie ahnen, dass diese nicht kommen. Godot lässt grüßen.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 42,82 Dollar und das Barrel Brent zu 45,38 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 377,75 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8406 Euro. Damit kostet der Euro 1,1896 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise taumeln wieder ein wenig abwärts, wie die 3-Monats-Ansicht der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zeigt. Eine große Veränderung der Preise steht aber nicht auf der Agenda. „Im Wesentlichen seitwärts“ bleibt das Gebot der Zeit. Daran gibt es eigentlich nichts auszusetzen, denn das Preisniveau ist eine ständige Kaufempfehlung.
Im Binnenmarkt geht es erheblich ruhiger zu als zu Hochzeiten des Corona-Lockdowns. Aufträge kommen recht gemächlich herein. Mittlerweile wird sogar die Lieferung entspannter. Ausdruck findet das in sinkenden Lieferzeiten. Die Hoffnung auf günstigeres Heizöl wird von Kunden weiterhin sehr hoch gehalten. Das Interesse an Heizöl ist allgemein aber deutlich gesunken. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Heizölpreistrends geben sich weiterhin als Mutmacher für die Spekulation auf fallende Preise. In allen Zeitbereichen werden Abwärtsaussichten dargestellt, allerdings mit deutlich reduziertem Gefälle.
Das Tiefpreis-System zeigt im Südwesten Deutschlands ein Kaufsignal.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Greifen Sie zu, die Heizölpreise sind klare Kaufpreise.
Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Quelle: esyoil