Internationaler Markt

Die Preise für Brent-Rohöl bleiben im Aufwärtstrend. Wichtige Einflüsse sind im Moment die Zinspolitik, die Coronalage in China und die neuen Zahlen zu den amerikanischen Ölvorräten.

Für Aufregung sorgte gestern das Gerücht, dass Peking seinen Coronakurs korrigieren will. Der bisherige Zero-Covid-Ansatz lähmt immer wieder Wirtschaft und Gesellschaft, da bei jedem Ausbruch massive Lockdowns verhängt werden. Sofort schossen die Aktienkurse in Asien nach oben. Sie zogen auch den Brentölpreis über 96 Dollar je Barrel. Regierungsstellen dementierten die Meldung etwas später.

Wenige Stunden danach sorgte der übliche Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums für zusätzlichen Schub. Die Rohölreserven fielen um 3,1 Mio. Barrel im Vergleich zur Vorwoche. Die Ölproduktion stagnierte, während die Gesamtnachfrage relativ stark blieb.

Noch bedenklicher sind jedoch die fast unveränderten Vorräte an Heizöl bzw. Diesel. Hier bahnt sich zum Start der Heizsaison im Nordosten der USA eine handfeste Versorgungskrise an. Die ist jedoch zum großen Teil hausgemacht. Es ist kaum möglich, größere Produktmengen aus dem ölreichen Süden des Landes herbeizuschaffen. Die Pipelines sind ausgelastet und die Küstenschifffahrt wird durch antiquierte Cabotage-Regeln behindert. Der sog. Jones Act verlangt, dass in den USA gebaute und registrierte Tanker mit amerikanischer Besatzung im Küstenverkehr eingesetzt werden. Doch die sind rar und teuer. Da es im Nordosten an Raffinerien mangelt, kann auch der Import von Rohöl aus Übersee die Lage nicht entspannen.

Hier die aktuellen Zahlen aus den Wochenberichten des DOE und des Branchenverbandes API sowie die Veränderungen gegenüber der Vorwoche:

Rohöl: -3,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. -6,5 Mio. Barrel (API)

Heizöl und Diesel: +0,4 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,9 Mio. Barrel (API)

Benzin: -1,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,6 Mio. Barrel (API)

Ölproduktion in den USA: 11,9 Mio. Barrel pro Tag (0,4 Mio. über Vorjahreswert)

Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 20,3 Mio. Barrel pro Tag (0,1 Mio. unter Vorjahreswert)

Am Abend hat dann die Fed, also die amerikanische Zentralbank, die Zinsen wie erwartet um 0,75% angehoben und weitere Zinsschritte angekündigt. Die Aktienmärkte gingen sofort auf Tauchstation. Der Dollar gewann an Wert, was Öl für andere Währungsräume teurer macht. Das wird die Ölnachfrage tendenziell schwächen. Die Ölpreise reagieren allerdings nur noch gedämpft auf höhere Zinsen, denn die übrigen amerikanischen Konjunkturdaten, vor allem aus dem Arbeitsmarkt, bleiben unerwartet stabil. Bisher scheint die Wirtschaft den Zinsschock gut zu verkraften.

Heute morgen startet der europäische Ölhandel mit leichten Abschlägen. Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 95,15 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 88,99 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 1051,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 1,0229 Euro wert. Damit steht der Euro bei 0,9774 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise geben weiter nach. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von 145 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das entspricht in etwa dem Preisniveau vom Sommer.

Damit hat sich der deutsche Heizölmarkt vom Aufwärtstrend der globalen Rohölpreise völlig abgekoppelt. Auch Rotterdamer Gasoil, das Raffinerievorprodukt von Heizöl und Diesel, tendierte in letzter Zeit schwach, aber Heizöl fällt noch schneller und stetiger. Offenbar verschwindet nun ein Teil der Panikprämie aus dem Markt, die seit dem Frühjahr ein überzogenes Preisniveau verursacht hatte.

Prompt steigt seit gestern die Zahl der Bestellungen wieder an. Wer den Heizölkauf bislang aufgeschoben hatte, ist nun froh, zu einem leicht ermäßigten Preisniveau doch noch zum Zug zu kommen. Auch das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, sprang auf ein höheres Level. Dasselbe gilt für das mathematische Tiefpreis-System, das erstmals seit Wochen wieder zum Kauf rät. Der Preisoptimismus ist ebenfalls kaum zu bremsen. Über 80% der Stimmen setzen in der täglichen Lesereinschätzung auf zurückgehende Heizölpreise.

Was tun? Wer sich noch nicht für den Winter eingedeckt hat, sollte das nun umgehend nachholen. Die Gelegenheit erscheint günstig, denn die Risiken im Ölmarkt sind nicht verschwunden.

Nach wie vor gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihr aktuelles Heizverhalten. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche nützliche Tipps bereit. Das senkt die Kosten und bremst die Klimakrise.

Quelle: esyoil