Internationaler Markt
Die Ölpreise werden sich in den nächsten Monaten nicht wesentlich vom aktuellen Niveau entfernen. Zu dieser verbreiteten Verlegenheitsmeinung gibt es Alternativen. Bei der Bank of America Merrill Lynch geht man von steigenden Ölpreisen aus. Begründet wird die Einschätzung mit sinkenden Ölbeständen. Die seien weltweit durch das Hochfahren der Wirtschaft nach den Lockdowns mittlerweile unter die Spitzenwerte von 2016 gefallen. Allerdings befänden sie sich immer noch über den Durchschnittswerten von 2017 bis 2019. Relativiert wird die Einschätzung mit dem Verweis auf eine vollständig funktionierende OPEC-Allianz zur Kürzung der Ölproduktion. Die kämpft seit ihrem Bestehen mit notorischen Quotenbrechern. Andere Alternativmeinungen sehen die Ölpreise bereits über einer sachlich begründbaren Schwelle. Weiterhin vorhandene Corona-bedingte Einschränkungen der Wirtschaft und mögliche Verschärfungen würden die Preise bald wieder sinken lassen.
Ein bedeutendes Beispiel solcher Einschränkungen ist die Fliegerei. Trotz Erholung seit ihrem Tiefstand im April liegt der globale Verbrauch von Jet Fuel für kommerzielle Passagierflugzeuge nach Berechnungen der EIA (Statistikbehörde im US-Energieministerium) immer noch 69 Prozent unter dem Wert der ersten zwei Juli-Wochen des letzten Jahres. Zum Vergleich: Normalerweise benötigt dieses Segment täglich soviel Öl wie Deutschland, Österreich, Schweiz und die Benelux-Länder zusammen. Davon werden derzeit lediglich 31 Prozent abgerufen.
Mit wenigen Ausnahmen sind die Flugeinschränkungen in den verschiedenen Regionen der Welt ähnlich verteilt. Die EIA nennt für Juni folgende Minderverbräuche gegenüber dem Vorjahr: 43 Prozent in China, 70 Prozent in Staaten der früheren Sowjetunion, 75 Prozent in den USA, 77 Prozent im Mittleren Osten und in Nordafrika, 80 Prozent im Rest der asiatisch-pazifischen Region, 85 Prozent im Rest von Afrika, 87 Prozent in Europa, 88 Prozent im Rest von Amerika.
Die Nachfrage hinkt auch im Handel zwischen USA und China weit hinter den Erwartungen her. Die Erwartung wird in diesem Fall vom ersten Teil des Handelsabkommens beider Länder geprägt. Sie betrifft hauptsächlich den US-Export von Agrarprodukten und Öl. Das Abkommen steht wegen der diplomatischen Unfähigkeit des unberechenbaren Präsidenten auf tönernen Füßen. Mit einem Auftrag über mindestens 20 Mio. Barrel Öl für die Monate August und September signalisiert China gleichwohl Interesse am Bestand des Abkommens. Seine Rettung könnte die Ölpreise sicher ein wenig stützen.
An den Ölbörsen gibt es keine bemerkenswerte Bewegung. Heute Morgen halten sich die Notierungen auf dem Freitags-Niveau. Das passt zur allgemeinen Lage.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 42,23 Dollar und das Barrel Brent zu 44,99 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 377,75 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8436 Euro. Damit kostet der Euro 1,1850 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bewegen sich kaum, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Selbst das Auf und Ab der letzten Wochen erweist sich bei genauer Betrachtung als zu bedeutungslos, um daraus Kaufentscheidungen abzuleiten. Das Preisniveau ist vielmehr eine ständige Kaufempfehlung.
Im Binnenmarkt geht es erheblich ruhiger zu als zu Hochzeiten des Corona-Lockdowns. Es gibt zwar immer noch ein paar alte Aufträge, die ausgefahren werden müssen. Neue Aufträge kommen nun gemächlich hinzu. Die Hoffnung auf günstigeres Heizöl wird von Kunden weiterhin sehr hoch gehalten. Das Interesse an Heizöl ist allgemein aber deutlich gesunken. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem recht starken Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Heizölpreistrends geben sich weiterhin als Mutmacher für die Spekulation auf fallende Preise. In allen Zeitbereichen werden Abwärtsaussichten dargestellt, allerdings mit deutlich reduziertem Gefälle.
Das Tiefpreis-System zeigt in einigen Regionen Deutschlands Kaufsignale.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Greifen Sie zu, die Heizölpreise sind klare Kaufpreise.
Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil